Etüde verweist auf frühe avantgardistische Filmtheorien und -praktiken, auf die Utopie vom absoluten Film: Bilder hören, Musik sehen. Mit dem Verfahren des
handgezeichneten Tons wird das Medium Film zum Instrument, also spielbar. Fruhauf lässt uns an diesem Prozess teilhaben, lässt den Sound knarren und setzt die Hand dazu als visuelles Sujet
ins Bild – wo sie sich ihrer zwanghaft zugewiesenen Profession aber zunehmend zu widersetzen droht.
(Diagonale Katalog)
Mit Hilfe der filmischen Lichttonspur kann Bild direkt in Ton übersetzt werden. Das ist die Grundlage für den Ton von Etüde - ein handgezeichneter Lichtton
auf 16-mm-Film. Dieser Ansatz eines synthetisch generierten Sounds führt zurück in eine frühe filmische Avantgarde, deren Bestreben es war, bewegte Bilder als visuelle Musik zu begreifen. Ähnlich
der Pianisten-Hand, welche die Klaviertastatur als Bedienungselement des persönlichen Ausdrucks nutzt, wird das Medium Film über den handgefertigten Ton wie ein musikalisches Instrument gespielt.
Etüde ist eine digitale bearbeitete Miniatur zur Annäherung an die Strömungen des "absoluten Films", der sich als "Musik des Sehen" verstand. Darüber hinaus steckt darin ein Wille zur
Lockerung zwanghafter Körperbeherrschung, die einem die Einübung eines Instruments auferlegen kann.
(Siegfried A. Fruhauf)
(Diagonale Catalogue)
Etude draws on early avant-garde film theories and practices, on the utopia of the absolute film: hearing pictures, see- ing music. With the technique of
hand- drawn sound, the film medium becomes the instrument, something playable. Fruhauf allows us to take part in this process, gets the sound creaking and places a hand in the picture as a
subject.
(Sebastian Höglinger)